Vereinsgeschichte
Eine Vollmondnacht im August 1962. Die Handvoll verwegener Gestalten sammelt sich im fahlen Licht des Mondes um eine heidnische Kultstätte aus längst vergangener Zeit. Rauhe Männerstimmen murmeln heilige Schwüre. Aus den Tiefen des Vogelsberges dringt das vielstimmige Heulen eines Wolfsrudels. Die Männer halten inne, während der Druide das heilige Schwert kraftvoll in den Lehmboden rammt.

Halt, Stop, Reality Check, zurück in die Realität.
So hat sich die Gründung des Schützenvereins 1962 Nieder-Ohmen natürlich nicht abgespielt. Hier nun die wahre Geschichte:

Nach einigem Vorgeplänkel trafen sich die Gründer des Schützenvereins (im folgenden der Einfachheit halber SV1962 genannt) am 3.8.1962 in der Gastwirtschaft Döll in der Untergasse von Nieder-Ohmen, um den Schützenverein zu gründen. Dabei wurde folgendes beschlossen:

Mit dem heutigen Tag wird der Schützenverein gegründet.
Die Tagesordnung wird vom Schützenmeister Eckhard G. Damaschke übernommen.
Durch Mehrheitsbeschluß wurde von den Anwesenden der Vorstand gewählt:


Der neu gegründete Verein wird unter dem Namen Schützenverein 1962 Nieder-Ohmen geführt. Zur Vertretung des Vereins ist der 1. Vorsitzende allein berufen. Bei seiner Verhinderung vertritt den Verein der 1. Schießwart. Diese Satzung wurde einstimmig angenommen von der Gründungsversammlung, bestehend aus:

Willi Tröller, Walter Jung, Hermann Kratz, Heinrich Tröller, Helmut Jäger, Werner Enders, Karl Reitz, Erich Wißner, Willi Herber, Heinrich Völzing, Willi Emmrich, Willi Reitz, Karlheinz Neeb, Heinrich Sauen, Erhard Kratz und Werner Wißner.

Während der Versammlung erschien noch der damalige Kreisschützenmeister Wolfgang Hähnen, der eine schneidige Rede hielt und damit bei allen Anwesenden die letzten Zweifel beseitigte, daß sie einen richtigen Entschluß gefaßt hatten.
Die Motive, einen Schützenverein zu gründen, können wohl so zusammengefaßt werden:

  1. Sich generell in einem Verein zu organisieren und das Vereinsangebot der Gemeinde zu erweitern.
  2. Der Verein sollte sportlich orientiert sein.
  3. Im Verein sollte Geselligkeit gepflegt werden.

Alle Gründe gelten noch heute, und besonders der 3. Punkt ist bis zum heutigen Tag nicht zu kurz gekommen.

Die frisch gebackenen Schützenbrüder (Schwestern fanden erst später zum Verein) entwickelten einen enormen Trainingsfleiß, um auf den Leistungsstand der Nachbarvereine zu kommen.
Geschossen wurde zunächst nur mit dem Luftgewehr. Die Vereinsrekorde purzelten nur so, was den jeweiligen Rekordinhaber mindestens eine Runde kostete. Vereinslokal wurde übrigens der Gründungsort, die Gaststätte Döll.

Die finazielle Lage war sehr angespannt, es mußte sparsam gewirtschaftet werden, da Zuschüsse der öffentlichen Hand damals noch nicht in Anspruch genommen werden konnten.

Bereits 1963 befaßte man sich mit dem Bau eines KK-Standes. Als Standorte standen zunächst zur Diskussion:


Erst später kam der endgültige Standort an der Elpenröder Straße ins Gespräch.
Auf einer außerordentlichen Mitgleiderversammlung am 22.11.1963 wurde der Bau beschlossen, wobei die Kosten mit 20000,- DM veranschlagt wurden.
Die inzwischen 50 Mitglieder erklärten sich bereit, mit 180,- DM pro Nase die Eigenleistungen zu finanzieren. Es vergingen noch 2 weitere Jahre mit der Planung, wobei die veranschlagten Kosten zwangsläufig wuchsen.

1967.jpg, 57kB


Bildlegende:

Nebenstehend ein Bild des Vereins aus dem Jahre 1967.
Es zeigt in den ersten Reihe den damaligen Vorstand mit (von links nach rechts)
Walter Jung, Erhard Kratz, Hermann Becker, Willi Reitz, Willy Tröller, Gerhard Greb, Heinrich Tröller, Helmut Jäger, Arthur Ziegenhain und Hermann Kreicker.
In der 2. und 3. Reihe sind die damaligen Aktiven zu sehen.


Ende 1966 stand der Schießstandbau vor seiner vorläufigen Fertigstellung - ohne Elektrifizierung. Der Bau einer Freileitung mit 7 Masten wurde in Eigenleistung und mit Hilfe eines Kredits bei der Spadaka Nieder-Ohmen realisiert. Dahinter stand die Hoffnung, den Kredit nach der Ausrichtung eines 1. Gauschützenfestes zurückbezahlen zu können.

Und in der Tat war die Ausrichtung des Gauschützenfestes 1967 ein voller Erfolg. Der Kredit wurde zurückgezahlt. Mit der Durchführung weitere Veranstaltungen wie


und durch Unterstützung von Gemeinde, Landkreis und Kreis sowie der Bewirtschaftung des Schießstandes konnte nicht nur weiter gebaut werden, sondern auch bis auf den heutigen Tag eine sichere finanzielle Basis aufgebaut und erhalten werden.

Besonders die Bewirtschaftung des Schützenhauses bedeutet für den SV1962 einen Ausgleich für fehlende Zuschauer-Eintrittgelder und ist ein wesentlicher Beitrag für die enormen Aufwendungen, die für Unterhaltung und Betrieb der Schießanlagen aufgewendet werden müssen.

In diesem Zusammenhang muß eines richtiggestellt werden. Es ist nicht richtig (wie böse Zungen behaupten):
Die Schützen existieren, um zu zechen.
Richtig ist vielmehr:
Die Schützen zechen, um zu existieren.

Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte ging die Entwicklung natürlich immer weiter. 1970 wurden Luftgewehrschießstand und Toilettenanlage errichtet. 1972 (inzwischen hatte der Verein über 100 Mitgleider) wurde mit dem Bau des Sportpistolenstandes begonnen. Ebenfalls 1972 richtete der SV1962 das Kreisschützenfest aus.

1973, 1977 und 1984 wurde jeweils eine Vereinskirmes ausgerichtet.

 

25-Jähriges

Bildlegende:
1987 wurde unter großer Berichterstattung der Medien das 25-jährige Jubiläum des SV1962 gefeiert. Alle Zeitungen der Umgebung berichteten in großer Aufmachung über das Fest.
Hier ein Bild des Vorstandes aus dieser Zeit. Viele der Abgebildeten sind heute noch im Verein aktiv und erfolgreich
.


In sportlicher Hinsicht ging es in den ersten Jahren stetig bergauf. Später jedoch mußte man zur Kenntnis nehmen, daß die Vereine rundherum mächtig aufholten, teilweise auch ein- und überholten. Mit anderen Worten, es ging nicht nur aufwärts, sondern auch wieder abwärts und "so mancher Schuß daneben", wie das im sportlichen Bereich üblich und wohl auch natürlich ist.



Huette


Auch baulich kann von einem Auf und Ab berichtet werden. So entstand zwischenzeitlich einmal diese hübsche kleine Hütte (der Insider erkennt unschwer die Handschrift von Walter Jung), der jedoch kein langes Leben bestimmt war und die heute auch nicht mehr steht. Sie brannte mitsamt einigen wichtigen Vereinsutensilien (wie eine Sammlung von Bierhumpen) unter ungeklärten Umständen ab.

Heute, im Jahre 2000, steht die Fertigstellung eines geschlossenen Großkaliber-Schießstandes kurz bevor. Und was weiter geplant ist, steht in den Sternen und den Köpfen des Vorstandes.

Hinweis: Diese Kurzform der Vereinsgeschichte ist zu großen Teilen der Festrede entnommen, die der 1. Vorsitzende, Willy Tröller, anläßlich des 25-jährigen Vereinsjubiläums gehalten hat.






Nachtrag November 2000:


Der geschlossene Schießstand, die Raumschießanlage, ist fertiggestellt und abgenommen. Seitdem wird Großkaliber nur noch hier geschossen. Die Anwohner werden mit Vergnügen zur Kenntnis genommen haben, daß vom Schützenhaus des SV1962 keinerleiLärmbelästigung mehr ausgeht. Sicher ein Schritt zu einer besseren Akzeptanz des Schießsports.



Hier ein Blick auf das Innere der Raumschießanlage. Alles ist sehr schön hell und freundlich geworden, das Schießen bei stets gleichbleibenden Lichtverhältnissen ist eine enorme Verbesserung für die Schützen.
Die zufriedenen Gesichter der vier Schützen sprechen für sich!